Brunnen

Die Brunnen in Kelkheim sind mehr als nur hübsche Wasserspiele. Sie sind richtige kleine Denkmäler – und wenn du genau hinhörst, erzählen sie dir vielleicht ihre eigenen lustigen und spannenden Geschichten.

August Gasser war so wichtig für Eppenhain, dass dort sogar ein Brunnen seinen Namen trägt.

August Gasser war nur drei Jahre lang Lehrer in Eppenhain. Dort hat es ihm aber offenbar so gut gefallen, dass er 1895 nach seiner Pensionierung hierher zurückkam. Jetzt setzte er sich dafür ein, das arme Dorf zu verschönern, damit Wanderer die gute Luft und die schöne Taunusgegend genießen konnten. Seine Begeisterung für Eppenhain steckte die Bewohner an. Es wurden „Kurhäuser“ (heute würden wir Fremdenpensionen sagen) und Gaststätten eröffnet, um die Touristen zu versorgen. Das brachte den Eppenhainern die Möglichkeit, zusätzliches Geld zu verdienen. Seit 1993 erinnern sie mit dem achteckigen Sandsteinbrunnen vor dem alten Rathaus in Eppenhain an diese Zeit und mit einer Plakette, auf der „August Gasser 1834-1914“ steht, an diesen Mann, der von 1834 bis 1914 lebte. Viele Eppenhainer sagen, dass es ihm zu verdanken ist, dass ihr Stadtteil 1974 „staatlich anerkannter Luftkurort“ wurde und heute immerhin noch ein „staatlich anerkannter Erholungsort“ ist. An seinem 80. Geburtstag prosteten die Eppenhainer sich zu und lobten ihn mit dem Trinkspruch:

„Er gab uns Gäste, Villen, Wasser.
Hoch lebe unser alter Gasser.“

Auf dem August-Gasser-Brunnen ist außerdem das Wappen von Eppenhain angebracht. Kannst Du erkennen, welche Blätter darauf abgebildet sind?

Weißt du, was dem passiert, der aus dem Fischbacher Hanseklingerbrunnen trinkt?

Schon um den alten Dorfbrunnen in Fischbach rankte sich ein besonderes Geheimnis. Wie der neue Hanseklingerbrunnen, stand er in der Langstraße. Den Namen hat er von dem Necknamen der Fischbacher. Was der bedeutet, darüber gibt es ganz verschiedene Meinungen. Wie es bei Spitznamen üblich ist, wird es wohl ein bisschen spöttisch gemeint sein.

Hast du dir diesen Hanseklingerbrunnen schon mal angesehen? Der Kelkheimer Bildhauer Johannes N. Klarmann hat ihn 1987 entworfen. Du siehst einen Handwerksburschen aus Bronze, der mit der Hand Wasser schöpft, um sich zu erfrischen. Damit ist sein Schicksal besiegelt. Denn das ist das Besondere: wer aus dem Brunnen trinkt, wird für immer in Fischbach bleiben. Ob der junge Bursche das vorher gewusst hat?

Aus seiner Hand fließt das überlaufende Wasser in einen Sandsteintrog. Es ist also noch viel Wasser da, um Leute an Fischbach zu binden. Das Schild „Kein Trinkwasser“ schützt davor, in Fischbach bleiben zu müssen. Aber man kann sich freiwillig dazu entscheiden. Es ist nämlich sehr schön hier.

Altes Rathaus Münster

Weißt du, was ein Herrgottspetzer ist?

Herrgottspetzer“ ist der Spitzname der Münsterer, und das schon so lange, dass eigentlich niemand mehr so genau weiß, was er bedeutet. Herrgottspetzerbrunnen ist der Name des Brunnens, der seit dem Jahr 2000 auf dem Kirchplatz in Kelkheim-Münster steht und der somit den Münsterern, also den Herrgottspetzern gehört.

Er wurde von der Kelkheimer Künstlerin Claudia Pense geschaffen. Sie hat Typisches für Münster dargestellt. Das Mühlrad in der Mitte erinnert daran, dass früher in Münster die Mühlen am rauschenden Liederbach klapperten. Auch dieses Mühlrad wird vom Wasser gedreht. Es spritzt aus drei steinernen Säulen auf die Mühlradschaufeln. Zwischen den Schaufeln sollten eigentlich die Namen aller Vereine stehen, die es in Münster gibt. Leider sind viele Buchstaben im Laufe der Zeit fortgespült worden.

Wenn du das Mühlrad von der Seite betrachtest, erkennst du sicher auch das Rad aus dem Kelkheimer Wappen wieder. Im Wappen ist aber ein Wagenrad dargestellt. Dieses sogenannte Mainzer Rad hat Münster zum Stadtwappen beigetragen, als 1938 die Stadt Kelkheim aus den Dörfern Münster, Kelkheim und Hornau gebildet wurde. Es verweist auf das Wappen des Kurfürstentums Mainz und erinnert daran, dass die Mainzer Kurfürsten hier jahrhundertelang die Landesherren waren.

Auf vielen Wappen hier in der Gegend findest du das Mainzer Rad, zum Beispiel auch auf dem Wappen unserer Nachbargemeinde Kriftel und auf dem Wappen des Main-Taunus-Kreises.Fünf Sitzbänke umrahmen den Brunnen. Sie laden dich zum Ausruhen ein. Wenn du aber lieber ein bisschen gehirnjoggen möchtest, versuche doch mal die Symbole auf den Bänken den Berufen der Herrgottspetzer zuzuordnen: Bauer, Schmied, Ziegler, Töpfer und Chemiker.

Möbelbrunnen

In Kelkheim gibt es einen Brunnen, der anders ist als normale Brunnen.

Der Möbelbrunnen sieht aus wie eine Kommode. Oben auf der Kommode stehen zwei verschieden große Schalen, aus denen das Wasser fließt. Von den sechs Schubladen sind drei geöffnet. Sie bilden eine Treppe für das Brunnenwasser. Das Wasser fließt von der obersten in die nächste und so weiter. Die Kommode erinnert uns daran, dass Kelkheim als Stadt der Möbel berühmt wurde.

Der Möbelbrunnen, manche nennen ihn auch Wasserkommode, steht in der neuen Stadtmitte. Er wurde 1995 vom Kelkheimer Künstler Ralf Dingeldein geschaffen, nicht wie normale Kommoden aus Holz, sondern aus Bronze.

Hast du dich schon mal gefragt, wen die große Figur vor dem Rathaus darstellt?

Eine alte Sage erzählt uns von Heinrich von Ofterdingen: Vor mehr als 800 Jahren fand ein Sänger-Wettstreit auf der Wartburg in Thüringen statt. Sechs Sänger nahmen daran teil. Außer Heinrich von Ofterdingen sind von ihnen Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach bis heute berühmt. Für alle war es gefährlich, sich für diesen Song-Contest zu melden, denn den Verlierern drohte der Landgraf, Hermann I., mit der Todesstrafe. Als Heinrich merkte, dass er nicht gewinnen konnte, floh er von der Wartburg und zog sich enttäuscht in unsere Gegend zurück. Am Liederbach versteckte er sich in der Fuchshöhle, die du heute noch in Hornau besuchen kannst. Dort hat er auf einer Harfe gespielt und dazu seine Lieder gesungen.

Diese Sage gibt dem Brunnen vor dem Rathaus am Gagernring seinen Namen: Im obersten der drei viereckigen Becken kniet die riesige Figur aus Bronze. Sie zeigt Heinrich von Ofterdingen beim Harfespielen am Liederbach, so wie die Künstlerin Angelika Wetzel ihn sich im Jahr 1974 vorgestellte hat.

Außerdem siehst du im untersten Becken noch einen Anker. Er erinnert seit 1988 an die Patenschaft unserer Stadt für ein Minensuchboot. Das Geschenk der Mannschaft kann jeder hier gut sehen.

Dieser Brunnen hat etwas mit den Hornauer Babys zu tun. Möchtest du wissen, was?

Born ist hier ein anderes Wort für Brunnen. Börnchen ist dann eigentlich ein kleiner Brunnen. So klein ist das Pfingstbörnchen aber gar nicht. Schau es dir mal an. Du findest es im Stadtteil Hornau in der Hornauer Straße neben der Borntreppe. Es ist aus Gusseisen hergestellt und besteht aus zwei Teilen: dem Stock, aus dem das Wasser kommt, und dem achteckigen Becken, in dem sich das Wasser sammelt. Dieses Becken ist an den Seiten mit Blumenranken verziert, und an der Vorderseite ist das Hornauer Wappen angebracht. Unter dem Wappen, dem Posthorn, steht die Inschrift „Hornau A.D. 874“. Vielleicht weißt du schon, dass A.D. eine Abkürzung ist und zwar für „Anno Domini“. Das ist Lateinisch, bedeutet „im Jahre des Herrn“ und will uns sagen, dass eine Jahreszahl folgt. Hier wird also auf das Jahr 874 hingewiesen, nicht weil der Brunnen aus diesem Jahr stammt, er ist erst 1988 hier aufgestellt worden. 874 ist aber für Hornau ein ganz besonderes Jahr, weil das älteste Schriftstück, das Hornau erwähnt, im Jahr 874 geschrieben wurde.

Pfingstbörnchen hieß auch schon der alte Brunnen, der bis 1954 ungefähr an dieser Stelle stand. Der Brunnen trägt diesen Namen, weil er in alter Zeit um Pfingsten herum gereinigt wurde. Bei ihm musste man pumpen, wenn Wasser kommen sollte. Den Kindern hat es sicher Spaß gemacht, die Pumpe zu bedienen. Aus den Erzählungen der alten Leute wussten sie auch, dass der Klapperstorch aus diesem Pfingstbörnchen die Babys fischt und sie dann als kleines Bündel zuhause in die Wiege legt.

(Marianne Bopp)

Quellen:
 www.kelkheim.de; Herr Dietrich Kleipa, Chronik der Stadt Kelkheim 1993, 2000