
Der Rettershof war ursprünglich ein Kloster, in dem Unterricht stattfand und Kranke gepflegt wurden.
Rund um den Rettershof kann man viel erleben. Vielleicht hast Du dort schon einmal Schafe und Pferde gestreichelt oder bist mit Deiner Familie spazieren gegangen. Das große Hofgut liegt zwischen Fischbach und Königstein-Schneidhain mitten im Wald.
Der Rettershof war ursprünglich ein Kloster. Woher der Name kommt, darüber kann nur spekuliert werden: Das Wort „Retters“ könnte aus dem Lateinischen kommen und „Rat Gottes“ bedeuten. Nach der Klostergründung 1146 lebten Mönche und Nonnen gemeinsam auf dem Rettershof, ab etwa 1200 waren es nur noch Frauen.

Der Rettershof ist beliebt bei Kelkheimern und Besuchern.
Klöster hatten früher eine viel größere Bedeutung als heute. Als es noch keine Schulen, Bibliotheken, Apotheken und Krankenhäuser gab, waren sie eine wichtige Einrichtung in einer Gegend, die wie Kelkheim noch wenig besiedelt war. Hier erhielten Mädchen aus dem so genannten niederen Adel ihre Schulbildung und die Kranken wurden hier gepflegt. Bis 1559 lebten Ordensfrauen im Kloster Rettershof. Dann starb die letzte Vorsteherin des Klosters.
Der Landesherr Graf von Stolberg, dem der Rettershof damals gehörte, hatte sich in der Zwischenzeit der kirchlichen Reformation angeschlossen und wollte nicht länger ein Kloster nach den alten Kirchenregeln betreiben. Deshalb wandelte er es um in ein Hofgut. Die drei letzten Nonnen in Königstein erhielten dort freies Wohnen und eine jährliche Rente.
Anschließend wechselte der Hof oft den Besitzer, bis das Gebäude im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) abbrannte.
An der Geschichte des Rettershofs kannst Du sehen, wie viele politische Veränderungen es noch vor einigen hundert Jahren in Deutschland gab. Die Bundesländer, die Du heute kennst, existierten noch nicht. Stattdessen war Deutschland in viele Fürsten- und Herzogtümer aufgeteilt, deren Grenzen sich durch Heirat, Vererbung und Krieg oft änderten. Davon war auch der Rettershof betroffen: Nachdem das abgebrannte Gebäude wieder aufgebaut worden war, eroberten die französische Armee 1792 das Gebiet. Im Jahr 1803 ging der Rettershof an das Fürstentum Nassau-Usingen, 1806 an das Herzogtum Nassau und 1866 an den Staat Preußen.
Seit 1883 war der Rettershof in Privatbesitz. Der erste Besitzer war Frederik Arnold Rodewald zu Feldheim, der auf der nördlichen Seite des Hofguts das kleine Schlösschen bauen ließ, in dem sich heute das Schlosshotel befindet. Aus Geldnot mussten die Besitzer den Hof im Jahr 1903 an den Freiherr von Vincke und seine Frau Sybille von Hessen verkaufen. Die verkauften ihn 1924 an Felix von Richter und seine Familie weiter, die sich seitdem Richter-Rettershof nannte.

Im Schlosshotel Rettershof kann man übernachten.
Weil der Unterhalt des Hofguts teuer war, eröffnete der neue Besitzer im Jahr 1928 eine Reitschule für Damen mit angeschlossenem Internat, um Geld zu verdienen. Noch heute gibt es auf dem Rettershof Pferde und einen Reitplatz, der schon damals angelegt wurde. In den 1930er Jahren eröffnete außerdem eine Gaststätte, die heute unter dem Namen „Zum fröhlichen Landmann“ immer noch ein Ausflugsziel für viele Menschen aus der Region ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) kamen die amerikanischen Soldaten und richteten sich im Schlösschen ein, das heute als Schlosshotel Zimmer an Gäste vermietet. Ab Mitte der 1950er Jahre mietete eine private Sprachschule die Räume, anschließend zogen Vertreter einer indischen Glaubensbewegung hier ein, die sich die Hare Krishna Bewegung nannte und vor allem bei Hippies sehr beliebt war.
1980 kaufte die Stadt Kelkheim dann den Rettershof und dazu riesige Flächen Wald, Wiesen und Felder. Heute gibt es ein Hofgut mit Pferdeställen und eine Reitschule, das Schlosshotel und die Gaststätte „Zum fröhlichen Landmann“. Im Gutshof finden im Sommer Konzerte statt.
(Anne Zegelman)
Quellen:
www.kelkheim.de (Zugriff: 3. Januar 2013)
www.rettershof-kelkheim.de (Zugriff: 3. Januar 2013)