Regenentlastungsanlagen

Bei starkem oder dauerhaftem Regen oder bei der Schneeschmelze ergeben sich in kurzer Zeit große Abwassermengen. Diese können das 20-30fache der bei Trockenwetter anfallenden Schmutzwassermenge betragen. Die ARA könnte die dann ankommende Schmutzwassermenge nicht mehr aufnehmen. Zudem reagieren die in der biologischen Abwasserreinigung wirksamen Mikroorganismen empfindlich auf eine stoßweise Veränderung ihrer Lebensbedingungen. Darum kann in der Regel nur die 2-3fache Trockenwettermenge behandelt werden.

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Bild 13: Regenüberlaufbecken in Kelkheim-Münster

Aus diesen Gründen wird das Abwasser vorher in Regenentlastungsanlagen gesammelt. Diese sind den ARA als Regenüberlaufbecken direkt vorgeschaltet, zum Beispiel in Ruppertshain. Oder aber es gibt bereits im Verlauf eines Kanalhauptsammlers zusätzliche Regenentlastungsanlagen. So zum Beispiel in Kelkheim-Münster in Form eines Regenüberlaufbeckens und eines Stauraumkanals. Ein Stauraumkanal ist ein überdimensionierter Kanal, der nur eine bestimmte Abwassermenge an den Kanalhauptsammler abgibt. Der Stauraumkanal in Kelkheim–Münster hat ein Volumen von 400 Kubikmetern, der Durchmesser der Rohre beträgt 2,20 Meter.

Die Regenentlastungsanlagen speichern Abwassermengen , die eine ARA aus Kapazitätsgründen nicht mehr aufnehmen kann. Das so gespeicherte Wasser wird dann bei nachlassendem Regen wieder weitergeleitet. In seltenen Fällen reichen selbst diese Speicher nicht mehr aus. Dann kommt es zum Überlauf von nicht gereinigtem Wasser in das nahegelegene Gewässer. Allerdings ist dieses von oben aus den Becken abfließende Wasser dann aus 2 Gründen nur sehr gering verschmutzt: durch den in diesen Fällen ohnehin sehr hohen Anteil von gering oder gar nicht verschmutztem Regenwasser und zweitens dadurch, dass schwere Schmutzanteile eher in den unteren Wasserschichten konzentriert sind.

Das Regenüberlaufbecken in Kelkheim-Münster war zum Zeitpunkt der Aufnahme im September 2013 leer. Es hat ein Fassungsvermögen von 3.000 Kubikmetern und einen Durchmesser von 42,5 Metern.

Die Regenentlastungsanlagen bieten einen weiteren Vorteil. Bei der Länge des Kanalhauptsammlers von Königstein bis Liederbach müsste ohne diese Zwischenspeicher der Kanal immer größer werden. Durch die Regenentlastungsanlagen und die kontrollierte Weitergabe von Wassermengen kann der Kanalhauptsammler insgesamt deutlich geringer dimensioniert werden.

Bild 14: Regenüberlaufbecken in Kelkheim-Münster
Bild 14: Regenüberlaufbecken in Kelkheim-Münster

Das Bild zeigt den Kanalhauptsammler bei dem Zufluss in das Regenüberlaufbecken in Kelkheim –Münster im September 2013. Das Rohr hat einen Durchmesser von 1,80 Meter. Die maximale Durchflussmenge bei Regenwetter beträgt hier 4.300 Liter pro Sekunde.

Der Abfluss aus dem Becken in den Kanalhauptsammler ist mit einem Durchmesser von 0,50 Metern deutlich kleiner dimensioniert. Hier beträgt die maximale Durchflussmenge 320 Liter pro Sekunde.

Durch laufende Messungen sind genaueste und jederzeit aktuelle Informationen über das Aufkommen und den Durchfluss von Schmutzwasser vorhanden. Dabei wird auch zwischen Trocken- und Regenwetter unterschieden.

Auch im Tagesverlauf ergeben sich parallel zum Trinkwasserverbrauch Spitzen am frühen Morgen, zur Mittagszeit sowie am Abend. Und man kann die „Pinkelpause“ zur Halbzeit von großen Fussballübertragungen im Fernsehen deutlich ablesen.

(Klaus Höfer, Rotary Club Kelkheim)