Kelkheimer Geschichte

Kirchen in Kelkheim

Kirchen sind Häuser, in denen die Gemeinde sich versammelt, um zu Gott zu beten. Doch auch über diese Gotteshäuser selbst gibt es viel zu erzählen. Warum hat man sie gebaut? Und warum tragen sie ihren Namen? Hier erzählen wir dir die Geschichten der Kelkheimer Kirchen, geordnet nach Stadtteilen.

Münster

Am Kirchplatz

Vielleicht hast du dich schon einmal über den ungewöhnlichen Namen der Kirche in Münster gewundert. Sie heißt St. Dionysius und ist benannt nach einem französischen Heiligen. Wann genau Dionysius von Paris lebte und starb, weiß man nicht. Aber Geschichtsforscher glauben heute, dass der damalige Papst Fabianus ihn etwa um das Jahr 250 herum von Rom nach Gallien schickte. Gallien war ein Gebiet, in dem um diese Zeit eigentlich die Römer herrschten, das aber von Kelten bewohnt war. Wenn du die Comics und Filme über Asterix und Obelix kennst, hast du von Gallien bestimmt schon mal gehört, denn die beiden starken Helden und ihre Freunde leben in Gallien. Heute liegt dieses Gebiet in Frankreich.

Dionysius sollte in Gallien als Missionar arbeiten. Das bedeutet, er ging hinaus zu den Menschen und erzählte ihnen von Gott. Außerdem wurde er Bischof von Paris, das damals auch in Gallien lag. Das gefiel dem römischen Gouverneur nicht und er verurteilte ihn nur deshalb zum Tode. Damals ging das alles noch schneller als heute und hatte auch viel mit Politik zu tun. Wenn jemand den Herrschern unbequem wurde, räumte man ihn eben aus dem Weg.

Dionysius wurde geköpft, und man erzählt sich, nach seinem Tod sei sein Körper auferstanden, habe den abgeschlagenen Kopf in die Hand genommen und sei losgelaufen bis zu der Stelle, an der er begraben werden wollte. Deshalb ist St. Dionysius auf Bildern oft ohne Kopf dargestellt. Das ist aber nur eine Legende, eine gruselige Geschichte.

Die Kirche in Münster wurde 1811 fertig gestellt. Zu der Zeit, in der die Kirche gebaut wurde, war es modern, Gebäude nach dem Vorbild von griechischen Tempeln zu bauen. Man nennt diesen Stil klassizistisch. Gebaut wurde sie vom Baumeister Christian Zais. Er baute und renovierte in Wiesbaden zu dieser Zeit auch viele andere Gebäude im klassizistischen Stil. Obwohl die Bauweise modern war, sorgte sie in Münster für viel Aufregung. Denn die St. Dionysiuskirche ist der einzige klassizistische katholische Kirchenbau im Main-Taunus-Kreis. Im kleinen Münster hatte wohl niemand mit einer so modernen Kirche gerechnet. Und viele Bauern und einfache Leute waren ganz schön erstaunt über die Säulen, die sie so zuvor noch nie gesehen hatten.

Auch in Münster stand vorher eine kleinere Kirche, die für den größeren Neubau abgerissen wurde. Im Inneren der heutigen Kirche gibt es acht Säulen, die die Empore, also eine Tribüne für die Orgel, abstützen. 1970 kam ein Anbau aus roten Sandsteinen und hohen Glasfenstern dazu, der die Kirche insgesamt größer machte.

Im Jahr 2011 baute man die Kirche noch einmal um und trennte den alten und den neuen Teil wieder voneinander.
In der Kirche gibt es viele alte Figuren und Bilder.

Kelkheim

Gustav-Adolf-Straße 4

Im Frühling und Sommer, wenn die Bäume dicht mit Blättern bewachsen sind, sieht man die Pauluskirche fast nicht. Dann schauen nur das Dach, die Spitze mit dem Kreuz und ein Teil des obersten Stockwerks über den Baumkronen heraus. Obwohl die Pauluskirche in der Gustav-Adolf-Straße und deshalb mitten in der Stadt liegt, fühlt man sich hier wie in einem kleinen Wald.

Anders als die anderen Kirchen in Kelkheim ist sie nicht besonders alt und wurde oft umgebaut. Die erste Pauluskirche wurde 1935 errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von Bomben zerstört und 1949 wieder aufgebaut. 1990 brauchte man mehr Platz und riss den Mitteltrakt ab, um ihn anschließend größer zu machen.

Dass die Kirche noch nicht so alt ist, sieht man ihr auch an. Sie hat eine moderne Form, ein Vordach aus Stahl und ein Stahlgerüst mit Kreuz auf dem Dach. Der Kelkheimer Architekt Friedrich E. Rosenberg wollte damit erreichen, dass das Treppenhaus wirkt wie ein Glockenturm. Der fehlt der Kirche nämlich. Es gibt zwar vier Glocken zum Läuten, aber die hängen nicht im Turm.

Der Raum, in dem der Gottesdienst stattfindet, reicht bis zum Dach und ist drei Stockwerke hoch. Die Kanzel, von der aus die Pfarrerin predigt, das Taufbecken und der Altar wurden ebenfalls von Friedrich E. Rosenberg entworfen. Es gibt auch eine Orgel, auf der beim Gottesdienst gespielt wird. Die Fenster des Altarraumes sind schön bunt und manche erzählen sogar eine Geschichte. So wie die Fenster weiter oben, auf denen eine ausgestreckte Hand, eine Löwentatze, ein Stierkopf und der Schnabel eines Adlers zu sehen sind. Das sind die Zeichen der vier Evangelisten: Der Engel steht für Matthäus, der Löwe für Markus, ein Stier für Lukas und der Adler für Johannes.

Vielleicht hast du von den vier Evangelisten schon einmal gehört. Evangelisten nennt man die Verfasser der Evangelien, also der verschiedenen Teile im Neuen Testament der Bibel. Die Evangelisten lebten zu der Zeit, in der auch Jesus gelebt haben soll, und heißen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Neben dem Hauptteil der Kirche gibt es auch einen Gebäudeteil für die Verwaltung und zum Wohnen. Außerdem ist hier ein Raum, den Gruppen für ihre Treffen nutzen können.

Dass die Kirche genau so gebaut wurde, hat übrigens mit dem ehemaligen Postamt am anderen Ende der Wilhelmstraße zu tun. Architekt Rosenberg hat die dortigen Formen wie den Dreiecksgiebel und Säulen für den Eingangsbereich der Kirche übernommen, sie aber viel moderner gestaltet.

Hauptstraße

Du kennst sie bestimmt, die Kirche in der Hauptstraße. Ihr richtiger Name lautet Katholische Stadtkapelle St. Petrus und Paulus. Doch weil der so lang und so schwer zu merken ist, sagen die meisten Leute einfach „Stadtkapelle“ oder „Stadtkirche“ zu ihr.

Die Kirche besteht aus Sandstein und gelben Ziegeln. Doch das war nicht immer so. An der Stelle stand ursprünglich eine andere Kirche, die 1771 aus Holz gebaut wurde. Im Mittelalter gehörte der kleine Ort Kelkheim zur Pfarrei Münster und durfte keine eigene Kirche haben, erst 1771 bekam man die Erlaubnis dafür. Weil die Kelkheimer zu diesem Zeitpunkt nur wenig Geld hatten, aber ihre Kirche trotzdem bauen wollten, sparten sie an den Materialien. Sie kauften das Holz einer abgerissenen Kapelle in Hofheim und benutzten es für den Bau ihrer Kirche in Kelkheim. Im Jahr 1891 wurde die alte durch eine neue Kirche aus Backsteinen ersetzt, die heute noch steht.

Doch auch sie veränderte sich im Laufe der Jahre. 1937 wurde an der Ostseite eine Sakristei angebaut, in der die Gegenstände für den Gottesdienst aufbewahrt werden. Außerdem wurde die Kirche 1967 komplett renoviert und ein neuer Altar aus Marmorstein gekauft. Altar nennt man den Tisch, hinter dem der Pfarrer beim Gottesdienst steht und auf dem er die Hostie und den Wein segnet.

Benannt ist die Kirche nach den Aposteln Petrus und Paulus. Apostel ist ein Wort aus der Bibel, so heißen die zwölf wichtigsten Jünger von Jesus. Die Apostel waren seine Freunde und erzählten die guten Taten von Jesus dem Volk. In der Kirche findest du Holzfiguren von Petrus und Paulus rechts und links in Vertiefungen an den Wänden.

Kelkheimer Geschichte

Im Mainblick 51

Wenn man mit dem Auto nach Kelkheim fährt, sieht man sie schon von weitem: Die weiße Klosterkirche. Sie steht auf einem Hügel, der ursprünglich einmal „Mühlberg“ genannt wurde. Seit 1909 trägt er den Namen Klosterberg, denn in diesem Jahr wurden das Franziskanerkloster und die Kirche gebaut. Franziskaner nennt man die Mönche des Franziskanerordens, der so heißt, weil er von einem Mann namens Franziskus von Assisi gegründet wurde. Heute gibt es auf dem Klosterberg aber keine Mönche mehr.

Möglich gemacht wurde der Bau der Kirche durch Gräfin Julie von Quadt zu Wykradt und Isny (1859-1925). Die Gräfin wohnte zwar selbst nicht in Kelkheim, mochte aber den Franziskanerorden gerne. Heute würde man sagen, sie war die Sponsorin der Klosterkirche, denn ohne das viele Geld, das sie dazugab, hätte die Kirche nicht gebaut werden können. Die Gräfin spendete 160.000 Goldmark, das entspricht heute 827.200 Euro.

Der damalige Bischof Dominicus Willi von Limburg entschied, dass die neue Kirche in Kelkheim stehen sollte. Denn auf den Hügeln der Nachbarorte Eppstein und Königstein standen die Burgen der Adelsherren, und der Bischof wollte, dass die neue Kirche eine „Burg Gottes“ sein und vom Kelkheimer Hügel aus weit zu sehen sein sollte.

Nachdem Kloster und Kirche fertig gebaut waren, zogen acht Franziskanermönche ein. Sie gründeten 1920 die dazugehörige Gemeinde St. Franziskus, die es auch heute noch gibt.

In seiner eher kurzen Geschichte hat das Kloster viel gesehen und erlebt. Im Jahr 1939 wurde es von den Nazis geschlossen, die Mönche wurden verhaftet. Erst 1945 durften sie wieder einziehen. Ab 1946 wurde das Kloster auch als Krankenhaus genutzt und Babys wurden hier zur geboren. Einige erwachsene Kelkheimer können deshalb auf die Kirche am Klosterberg zeigen und sagen: „Hier wurde ich geboren!“

Von 1965 bis 1974 war das Krankenhaus im Besitz der Stadt. 1996 zog der letzte Franziskanermönch aus dem Kloster aus. Seitdem wird es für kirchliche Verwaltungsaufgaben genutzt.

Hornau

Alte Kirche

Rotlintallee 10

Die Alte Kirche in der Rotlintallee kennst du bestimmt. Sie steht auf dem Platz zwischen der neuen Kirche St. Martin und der Kita St. Hildegard. Ihr Name passt sehr gut zu ihr, denn sie ist wirklich unheimlich alt: fast 300 Jahre. Wenn du vor der Eingangstür der Kirche stehst, kannst du über Deinem Kopf eine Zahl lesen. Die Bauarbeiter, die auf ihre schöne Kirche stolz waren, haben zur Erinnerung die Jahreszahl in den Stein gekratzt: 1725.

Von außen sieht die alte Kirche aus wie viele andere: Sie hat einen Turm mit einem Wetterhahn aus Metall auf der Spitze und große Fenster aus Glas. Trotzdem ist sie ganz anders als andere Kirchen. Denn niemand feiert hier mehr Gottesdienst. Hier stehen kein Altar mehr, keine Orgel zum Musikmachen und auch keine Bänke. Es gibt nur ein Jesuskreuz und zwei Figuren an der Wand, nämlich Maria, die Mutter von Jesu, und sein Lieblingsjünger Johannes. Ansonsten ist sie ganz leer, zumindest meistens.

Das hat nichts damit zu tun, dass die Hornauer ihre Kirche nicht mehr mögen. Aber der Ort ist im Lauf der Jahrhunderte immer größer geworden und immer mehr Menschen wollten den Gottesdienst besuchen. Deshalb war die Alte Kirche irgendwann zu klein für die große Gemeinde. Die Hornauer haben eine neue, größere Kirche direkt nebenan gebaut, die sie auch heute noch nutzen, und haben sie Martinskirche genannt. Sie wurde 1952 eingeweiht. Das ist nicht ungewöhnlich: Bevor man 1725 die Alte Kirche baute, gab es eine kleine Kapelle, die schon 1490 erbaut und auch zu klein geworden war.

Obwohl hier kein Gottesdienst mehr gefeiert wird, wird die Alte Kirche noch gebraucht. Immer wieder stellen Maler hier ihre Bilder aus oder es gibt Konzerte. Dann kommen ganz viele Menschen in die Alte Kirche und es ist fast wie früher.

Übrigens: In der Alten Kirche befanden sich auch zwei Gräber von echten Rittern. Hier wurden die Herren von Lindau, die im 16. und 17. Jahrhundert das Hornauer Hofgut besaßen, gegraben.

Rotlintallee 10, nur ein paar Meter entfernt von der Alten Kirche

Wenn du den Artikel über die Alte Kirche in Hornau gelesen hast, weißt du schon einiges über die Geschichte der Martinskirche. Sie wurde nach dem Krieg 1946 gebaut und 1952 geweiht, weil die Alte Kirche zu klein geworden war. Die Martinskirche hat einen gerade gebauten Eingangsbereich, aber der Kirchenbau selbst ist rund. Und nicht nur das, man kann den Baustil auch als Zentralbau bezeichnen. Von einem Zentralbau spricht man, wenn alle Seiten des Gebäudes so gut wie gleich lang sind. Wenn du die Martinskirche mit anderen, richtig lang gezogenen Kirchen in Kelkheim vergleichst, wird dir das sicher auffallen. Die Kirche in Hornau ist bis heute der einzige christliche Zentralbau im Main-Taunus-Kreis.

Baumeister Christoph Rummel aus Frankfurt wollte mit dem so genannten Rundbau an die bekannte Paulskirche in Frankfurt erinnern, die so ähnlich aussieht. Doch warum nahm sich der Architekt ausgerechnet die Paulskirche zum Vorbild? Geschichtsforscher glauben, dass das etwas mit der Hornauer Familie von Gagern zu tun gehabt haben könnte. Denn Heinrich von Gagern war Präsident der ersten deutschen Nationalversammlung, die sich 1848 in der Paulskirche traf. Vielleicht wollte Christoph Rummel daran erinnern, dass auch ein Hornauer damals bei der wichtigen politischen Versammlung in Frankfurt dabei war.

Auch im Inneren findest du den Kreis als Form wieder. Es gibt runde und halbrunde Fenster, und natürlich sind auch die Wände des runden Kirchenbaus – richtig, rund. Auf dem Dach gibt es ein rundes Türmchen, die Dachlaterne, die mit drei Glocken bestückt ist.

In der Kirche gibt es viele schöne Figuren, die Heilige darstellen. Die Kreuzigungsgruppe, also der Jesus am Kreuz, seine Mutter Maria und der Jünger Johannes, wurden 1957 von dem Bildhauer Heinrich Wohlfahrt aus Steinheim am Main angefertigt. Von ihm stammen auch die Skulptur des Heiligen Martin über dem Haupteingang und die Figur des Heiligen Josef. Der Münchner Bildhauer Karl Bauer fertigte eine Marienskulptur an, die aussieht, als würde sie aus der Renaissance-Zeit (1520 bis 1620) stammen, aber die doch erst 1953 entstanden ist. Für die Wände hat der Kelkheimer Holzbildhauer Johannes N. Klarmann einen Kreuzweg aus Holz angefertigt, der die verschiedenen Stationen aus dem Leben Jesu bis zu seiner Kreuzigung zeigt. Auch die Statue des Kirchenpatrons St. Martin (1985) und die Figuren der Weihnachtskrippe (1961) stammen von Klarmann.

In der Kirche gibt es eine Orgel, außerdem wird mit drei Glocken geläutet.

Am Flachsland 28-32

Die Stephanus-Gemeinde wurde erst 1967 gegründet. Damals zogen viele Leute nach Kelkheim und bekamen Kinder, so dass immer mehr Menschen in die Kirche gehen wollten. Deshalb brauchte man eine zusätzliche evangelische Kirche. Sie wurde in der Straße „Am Flachsland“ gebaut.

Alles an dem Gebäude ist viereckig. Man kann sogar sagen, der Glockenturm, die Kirche und der Vorplatz sind quadratisch. Ein Quadrat ist ein Viereck, bei dem alle Seiten gleich lang sind. Das Quadrat hat eine besondere Bedeutung in der Bibel, denn es ist ein Zeichen für das „Himmlische Jerusalem“. Das ist in der Vorstellung des Bibelschreibers Johannes eine himmlische Stadt, in die Christen nach ihrem Tod einziehen. Dafür hat man sich die Form des Quadrats ausgesucht, weil es mit seinen gleich langen Seiten als das schönste, vollkommene Symbol angesehen wurde.

Und auch in der Kirche gibt es einen viereckigen Altar und kleine viereckige Fenster mit Glas in rot, lila und orange. Die bunten Fenster sind allerdings erst später dazu gekommen, als die alten Fensterscheiben sich nach und nach gelb verfärbten. In der Kirche findest du außerdem eine Orgel aus Eichenholz.

Rund um die Kirche gibt es noch weitere Häuser, die auch zur Gemeinde gehören. Da stehen ein Gebäude für die Verwaltung, ein Versammlungsraum und ein Kindergarten, der vor einigen Jahren schön renoviert wurde.

Fischbach

Paradiesweg 17

Wenn du schon ein paar Texte über die anderen Kirchen in Kelkheim gelesen hast, weißt du, dass viele von ihnen im Lauf der Jahre verändert wurden. Einige hat man abgerissen und neu gebaut, bei anderen die Ausstattung erneuert. Und eine Kirche gibt es, die hat sogar ihren Namen geändert. Die evangelische Pfarrkirche in Fischbach, die heute St. Johannes genannt wird, hieß bei ihrem Bau 1958 noch Gustav-Adolf-Kirche.

Ursprünglich war sie nach Gustav II. (dem Zweiten) Adolf benannt, der von 1594 bis 1632 lebte und König von Schweden war. Er zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Dreißigjährigen Krieges, der in Deutschland von 1618 bis 1648 geführt wurde. Dabei ging es darum, wer die Macht in Deutschland und Europa haben sollte, aber auch um Religion. Es gab also einen Kampf zwischen Katholiken und Protestanten (so nennt man die evangelischen Christen). Die deutschen Protestanten sehen Gustav Adolf als Retter der evangelischen Kirche in Deutschland, weil er in den Krieg eingriff und die evangelische Seite unterstützte, die schließlich gewann.

1966 wurde der Glockenturm gebaut, der ohne Verbindung zum Gebäude frei neben der Kirche steht. In den 1970er Jahren wurde die Kirche renoviert und umgebaut. Außerdem wurde ein Haus für die Gemeinde dazu gebaut, in dem heute Feste, Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden. Nach dem Umbau gab man der Kirche ihren neuen Namen. Man nannte sie St. Johannes, weil man damit an eine andere alte Kirche erinnern wollte, die früher am Gimbacher Hof in Fischbach stand. Sie hieß Johanneskapelle, also sollte die neue Kirche St. Johannes heißen. Der Heilige Johannes war einer der zwölf Apostel von Jesus.

In der Kirche gibt es viele Skulpturen und Bilder. Zum Beispiel findest du hier die Holzfigur des Heiligen Johannes aus der Barockzeit, die von etwa 1575 bis 1770 dauerte, und einen Kreuzweg, den der Kelkheimer Künstler Johannes N. Klarmann 1981 anfertigte. Kreuzweg nennt man eine Sammlung von Bildern, auf denen die verschiedenen Leidensstationen von Jesus bis zu seiner Kreuzigung zu sehen sind. Außerdem gibt es einen großen Kerzenleuchter, auf dem die Auferstehung von Jesus dargestellt ist, und ein neues Taufbecken, das von der Kelkheimer Bildhauerin Claudia Pense 1997 entworfen und erstellt wurde.

Fischbacher Kirchgasse 12

Bestimmt bist du schon einmal verreist und hast mit Deinen Eltern eine Sehenswürdigkeit besucht. Das kann eine alte Burg sein, ein schönes Schloss oder ein Gemälde in einem Museum. Auch nach Kelkheim kommen viele Besucher, die sich hier etwas ansehen wollen. Denn in der Katholischen Kirche in Fischbach gibt es ein ganz besonderes Bild. Es heißt „Wallfahrtsbild der Heiligen Dreifaltigkeit“ und ist sehr alt. Darauf zu sehen ist die Jungfrau Maria, die im Himmel begrüßt wird, und zwar von Gott (Vater), Jesus (seinem Sohn) und dem Heiligen Geist. Diese drei zusammen, also Gott, Jesus und der Heilige Geist, das hast Du vielleicht schon in der Schule oder in der Kirche gelernt, nennt man die Heilige Dreifaltigkeit.

Angefertigt wurde das Bild im Jahr 1717. Es besteht aus gebrannten Tonfiguren auf einer Holztafel. Danach hing es mehr als 100 Jahre in einer Kapelle in der Nähe des Gimbacher Hofes. Doch als die Kapelle abgerissen wurde, hat man das Bild 1830 in die Fischbacher Kirche gebracht.

Seitdem kommen viele Besucher aus ganz Deutschland, um das Bild anzuschauen und zur Heiligen Dreifaltigkeit zu beten. Eine solche Betreise nennt man „Wallfahrt“, und daher hat das Gemälde seinen Namen.

Die Kirche in Fischbach wurde 1781 gebaut, und natürlich finden hier auch Gottesdienste für die Gemeinde statt. Neben dem Wallfahrtsbild gibt es noch viele weitere alte Figuren und Bilder, zum Beispiel die Kreuzigungsgruppe von 1730. Und auch die Orgel gehört zu den Sehenswürdigkeiten: Ihr Gehäuse wurde vor mehr als 200 Jahren gebaut. Gespielt wird heute aber auf einem Orgelwerk, das man 1964 eingebaut hat.

Das älteste Stück ist ein Grabstein aus dem siebten Jahrhundert nach Christus. Er ist also 1400 Jahre alt. Darauf steht: „In diesem Grab ruht die dem Rodobertus in gesegnetem Andenken stehende Roteldis, die 35  Jahre im Frieden lebte.“ Für Roteldis ist es zwar nicht so schön, dass sie schon mit 35 Jahren sterben musste. Aber die Wissenschaftler freuen sich trotzdem über den Fund, denn er beweist, dass es schon damals in Kelkheim Christen gab.

Ruppertshain

St. Matthäus-Straße 5

Wer in die St. Matthäus-Kirche hinein kommt, der schaut zuerst nach oben. Denn die Decke ist nicht flach wie in anderen Kirchen, sondern spitz. Der Architekt, der die Kirche 1967 baute, dachte bei der Planung an ein Zelt, nämlich das „Zelt Gottes“, das auch in der Bibel (Johannes, im Kapitel Offenbarung 21,3) vorkommt. Und das Dach sieht auch wirklich aus wie ein Zelt. Dadurch, dass es so hoch und spitz ist, wirkt die Kirche hell und offen.

Rechts und links vom Altar gibt es zwei große Fenster. Das Tageslicht fällt durch die großen Fensterscheiben auf den Altar, während es dort, wo die Kirchenbesucher sitzen, keine Fenster gibt. Der wichtigste Teil der Kirche, der Altar, ist also durch das Tageslicht richtig erleuchtet, während der Rest eher im Dunkeln liegt.

Über dem Altar hängt ein Bild, das die Heilige Dreifaltigkeit zeigt, nämlich Gott Vater, seinen Sohn Jesus und den Heiligen Geist. Es stammt aus der Barock-Zeit, die von 1575 bis 1770 dauerte. Außerdem hat man die Glasfenster aus der alten Kapelle, die bis 1968 in der Straße „Am Alten Rathaus“ stand, ausgebaut und in die neue Kirche eingefügt. Zu sehen sind darauf zwei Apostel und der Heilige Jürgen. Jürgen ist eine Abwandlung des männlichen Vornamens Georg, und eigentlich ist hier der Heilige Georg gemeint. Er lebte im dritten und vierten Jahrhundert und war ein Märtyrer, also ein Mensch, der sein Leben für Gott gab.

Die Matthäus-Kirche hat auch einen Glockenturm mit drei Glocken und eine Orgel.

Der Architekt Helmut Hofmann studierte an der bekannten Kunstakademie in Breslau. Die Kirche in Ruppertshain ist ein gutes Beispiel für den Stil des „Neuen Bauens“, der in den 1920er Jahren entwickelt wurde.

Eppenhain

Ehlhaltener Straße 18

Bis 1908 gab es keine Kirche in Eppenhain. Deshalb feierte man den Gottesdienst über 80 Jahre lang im alten Schulhaus, das heute auch als altes Rathaus bekannt ist. Damit der Raum, der sonst als Klassenzimmer genutzt wurde, wenigstens ein bisschen nach Kirche aussah, hatte man zwar einen Altar eingebaut und ein Glockentürmchen auf das Dach gesetzt. Trotzdem war es nicht das gleiche wie eine richtige Kirche.

Deshalb freuten die Eppenhainer sich, als Hedwig Ecke, eine Dame aus Breslau, so viel Geld spendete, dass 1908 tatsächlich eine Kirche errichtet werden konnte. Für den Bau nahm man Steine aus Eppenhainer Steinbrüchen und so genannte Basaltsteine aus dem Westerwald. Die Kirche unterscheidet sich durch ihre Eingangshalle von anderen: Zur Tür kommt man, wenn man eine steile Treppe hinaufgeht. Die Stufen sind überdacht mit einem Bau aus Holz und Ziegeln.

Früher gab es in der Kirche eine Kanzel, Gemälde an der Wand und einen Kreuzweg, also eine Reihe von Bildern, die den Leidensweg von Jesus bis zu seiner Kreuzigung zeigen. Doch im Lauf der Jahre veränderte sich das Innere der Kirche stark. Die Bilder wurden abgenommen, die Wandgemälde überstrichen. Gleich geblieben sind die bunten Fenster.

Auch eine Kommunionbank gab es früher, an der die Kirchenbesucher sich niederknieten, um die Kommunion, also die Hostie, entgegenzunehmen. Die Bank wurde ebenfalls umgebaut und wird heute als Altartisch benutzt. Außerdem gibt es noch drei weitere Altäre, die noch aus der Bauzeit der Kirche stammen. Sie wurden damals von Bildhauer Peter Tillmanns aus Erkelenz im Rheinland gebaut.

(Anne Zegelman)

Quellen:
Main-Taunus-Kreis (Hg.): …und gründet sein Gewölbe auf die Erde. Der Kirchenführer des Main-Taunus-Kreises. Frankfurt 2011. S. 166-168

www.heiligenlexikon.de (Zugriff: 5. Januar 2013)
www.kirchen-und-kapellen.de (Zugriff 5. Januar 2013)