Kelkheim würde heute ganz anders aussehen, wenn es nicht einige engagierte Frauen gegeben hätte, die Geld spendeten oder der Bevölkerung halfen. Hier wollen wir dir von ihnen erzählen.
Das Freifräulein, das Licht ins Dunkel brachte: Maria Theresia Freifräulein von Bettendorf
Der wohl bekannteste Fachwerkbau in der Stadt Kelkheim ist das ehemalige Rat- und Schulhaus von Münster. Das Gebäude mit charaktervollem Fachwerk wurde 1789 von Maria Theresia Freifräulein von Bettendorf (1720-1801) als Wohnhaus eines Hofgutes erbaut. Sie vererbte ihren Besitz in Münster und ihr Hofgut in Hornau an ihre Nichte Sophie Gräfin von Coudenhoven. Maria Theresia Freifräulein von Bettendorf hat unter anderem der Kapelle zu Hornau Geld für Öl gestiftet, damit das „ewige Licht“ brennen kann. Nach katholischem und jüdischem Glauben ist diese Lampe ein Zeichen für die Anwesenheit Gottes in der Kirche oder der Synagoge.
Die unbekannte Stifterin: Hedwig Ecke
Fräulein Hedwig Ecke wurde 1852 im schlesischen Breslau geboren und verbrachte lange Zeit in Wiesbaden. Da Eppenhain zu den armen Gemeinden der Diözese zählte, schenkte sie 1902 dem Ort 30.000 Mark für den Neubau einer Kirche, die dem Heiligen Josef gewidmet werden sollte. Außerdem verfügte sie, dass ein kleiner Teil des Geldes bis zu ihrem Tode zur Unterhaltung der Kirche zu Eppenhain verwendet werden sollte. Zur Eröffnungsfeier der Kirche im September 1908 kam sie trotzdem nicht, weil sie als Stifterin unerkannt bleiben wollte. Hedwig Ecke starb 1909 im Alter von 57 Jahren.
Die gute Frau: Charlotte von Gagern, geborene Charlotte von Gaugreben
Franziska Caroline Josefa von Gaugreben, genannt Charlotte, wurde 1776 in Düsseldorf geboren und im Kloster der Englischen Fräulein in Lüttich erzogen. Englische Fräulein sind Schulschwestern, die Kinder unterrichten. Sie genoss eine so gute Ausbildung, wie sie zu dieser Zeit für Frauen unüblich war. Es ist bekannt, dass sie Sprachen wie Deutsch, Englisch und Französisch fließend beherrschte, Musik spielen konnte, aber auch bei der Handarbeit geschickt war. Charlotte heiratete den Nassauischen Minister Hans Christoph von Gagern. Sie hatten zehn gemeinsame Kinder, darunter die drei großen politischen Persönlichkeiten Friedrich, Heinrich und Max. Von 1818 bis 1851 lebte die Familie auf ihrem Hofgut in Hornau. Bekannt ist auch, dass Charlotte von Gagern zur Ausstattung der Hornauer Kapelle beitrug, indem sie Gefäße stiftete, die der Pfarrer für den Gottesdienst braucht. Auf unserer Homepage findest du eine eigene Seite zur Familie von Gagern.
Die Priorin vom Kloster Retters: Lysa von Hornau
Lysa von Hornau lebte im Kloster Retters, dem heutigen Rettershof. Sie war im Jahr 1448 Priorin und unterstützte die Äbtissin des Klosters bei ihrer Arbeit. Die Schwestern taten viel Gutes, sie pflegten Kranke, kümmerten sich um Arme und boten auch Seelsorge. Das heißt, sie sprachen mit traurigen Menschen, um ihnen wieder Mut zu machen. Mehr über das Kloster Retters erfährst du hier.
Der Tausch der Stifterin: Rotlint zu Hornau
Im 9. Jahrhundert stiftete die Adlige Rotlint zu Hornau für den Marienaltar der königlichen Salvatorkirche, der Vorläuferin des Frankfurter St. Bartholomäus-Doms, zum Beispiel für den Kerzenkauf und die Bezahlung der Priester. Für ihre Schenkung bekam sie jedes Jahr viele junge Schweine, Fässer mit Wein und Brennholz.
Sie beeindruckte die Kaiserin: Theodore von Knoop
Henriette Karoline Theodore Frerichs wurde 1826 in Bremen geboren und heiratete 1847 in Manchester (England) den Deutschen Freiherrn Gerhard von Knoop. Gerhard von Knoop handelte mit Baumwollstoffen. 1880 zog die Familie nach Wiesbaden und gehörte bald zu den angesehensten Adelsfamilien der Stadt. Theodore von Knoop gründete unter anderem ein Erholungsheim für Näherinnen in Eppenhain. Diese Einrichtung fand große Beachtung. Sogar Kaiserin Viktoria und Großherzogin Adelheid von Luxemburg besichtigten das Erholungsheim. Mehr darüber erfährst du hier. Theodore von Knoop starb 1902.
Sie gab den Armen Arbeit: Clotilde Koch-Gontard
Clotilde Koch-Gontard war die Frau des Frankfurter Geschäftsmanns Robert Koch. Als Freundin der Familie von Gagern kümmerte sich nach dem Tod der Charlotte von Gagern weiter um die Hornauer Bevölkerung. So gründete sie in Hornau, aber auch anderen armen Taunusdörfern Stickereigruppen, durch die die arme Bevölkerung Geld verdienen konnte. Auch Clotilde Koch-Gontard stiftete für die Ausstattung der Hornauer Kapelle, unter anderem Fahnen und Altardecken.
Die Schülerin Chopins: Hannah Mathilde von Rothschild
Hannah Mathilde von Rothschild, Ehefrau des Bankiers Wilhelm Carl von Rothschild, entstammte dem Wiener Zweig der Familie Rothschild. Sie war Schülerin von Frédéric Chopin, einem weltbekannten polnischen Komponisten, und selbst eine anerkannte Komponistin. Die Eheleute bauten in den Jahren 1888 bis 1894 eine Sommervilla in Königstein: Die Villa Rothschild. Unweit der Villa befand sich eine Volksheilstätte für Lungenkranke, die erweitert werden sollte, weil der Platz nicht reichte. Ein Frankfurter Verein, dem es darum ging, Menschen von ihrer Lungenkrankheit zu heilen, entschied sich 1894 für einen Neubau, den Hannah von Rothschild mit einer großen Geldsumme finanzierte. Kannst du dir vorstellen, wo man diese neue Lungenheilstätte baute? Genau, in Ruppertshain. Sie hieß lange Zeit Gerhard-Domagk-Klinik, bis sie aufgelöst wurde. Heute kennen wir sie als Zauberberg. Mehr über die Geschichte des Zauberbergs erfährst du hier.
Die Wiedergutmacherin: Julie Gräfin Quadt-Wykradt-Isny
Die Familie der Gräfin Julie Quadt-Wykradt-Isny stammte aus Isny im Württembergischen Allgäu. Der Sitz der Familie war ein früheres, sehr schönes Benediktinerkloster, das zu ihrem Schloss umgebaut wurde. Aus Freunde und Dankbarkeit darüber stiftete sie für den Bau eines Franziskanerklosters in Kelkheim sehr viel Geld aus ihrem großen Vermögen. Sie gab 160.000 Goldmark (umgerechnet heute 800.000 Euro) , die etwa die Hälfte der Kosten deckten. Gräfin Julie Quadt-Wykradt-Isny war zweimal zu Besuch in Kelkheim: 1908 zur Grundsteinlegung sowie 1909 zur Einweihung der Kirche. Die Gräfin lebte von 1859 bis 1925.
(Anne Zegelman / Quelle: Christa Wittekind, Beate Matuschek)