Karolingerstraße und Merowingerweg

In Kelkheim gibt es ein königliches Wohnviertel. Dabei sind viele der Häuser hier eigentlich gar nicht besonders groß oder luxuriös, sondern ganz normal. Doch die Karolingerstraße und der Merowingerweg sind nach Völkern benannt, aus deren Reihen vor mehr als 1500 Jahren Könige stammten.

Die beiden Wege liegen am Fuß des Klosterberges. Du kommst dorthin, wenn du entweder die Hauptstraße entlang läufst und am Mittelweg rechts abbiegst, oder wenn du hinter der Shell-Tankstelle am neuen Kreisel die Wilhelm-Dichmann-Straße am Bach entlang gehst.

In der Karolingerstraße und dem Merowingerweg wohnen zahlreiche Familien. Fotos: Wolfgang Pfankuch
In der Karolingerstraße und dem Merowingerweg wohnen zahlreiche Familien. Fotos: Wolfgang Pfankuch

Also wer waren die Karolinger und Merowinger? Beide gehörten zum Volk der Franken und waren, einfach gesagt, sehr große Familien, in denen ein König die Krone an den nächsten weitergab. Die Franken regierten das Frankenreich, das sich vom 5. bis zum 8. Jahrhundert über weite Teile des heutigen Deutschlands, Frankreichs und Italiens erstreckte. Auch das Gebiet, das wir heute als Kelkheim kennen, lag im Reich der Franken. Die ersten Franken-Könige waren Merowinger. Sie waren über 300 Jahre lang die Herrscher des großen Reichs, nämlich vom 5. Jahrhundert bis ins Jahr 751. Man geht davon aus, dass zur Merwoingerzeit um das Jahr 600 im Gebiet um Kelkheim fränkische Bauernfamilien siedelten. Dafür spricht auch der Fund des Roteldisteins in Fischbach.

Der bekannteste Karolinger-König ist Karl der Große, der im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt wurde. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, gab es Kelkheim in ganz anderer Form schon zur damaligen Zeit. Das liegt daran, dass die Karolinger um das Jahr 800 im Gebiet siedelten. Man hat alte Dokumente gefunden, die belegen, dass man den Ortsnamen Kelkheim schon 880 benutzt hat. Fischbach und Münster sind sogar noch älter, sie wurden 780 zum ersten mal erwähnt, und Hornau 874. Eppenhain taucht 1285 erstmals in den Büchern auf, Ruppertshain 1294.

Tatsächlich gibt es gleich drei Nachweise für Verbindungen zwischen Kelkheim und den Karolingern: 874 stellte der damalige König Ludwig II. der Deutsche eine Urkunde über die Schenkung einer Dame namens Rotlint in Hornau aus – mehr über Rotlint kannst du bei den Stifterinnen lesen. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig III. der Jüngere belegte mit einer Urkunde 880, dass sein Vater den Ort Kelkheim dem Frankfurter Stift schenkte. Diese Schenkungen wurden 882 noch einmal von Ludwigs Bruder, Kaiser Karl III. dem Dicken, urkundlich bestätigt.

(Anne Zegelman / Quelle: Dietrich Kleipa)