Gimbacher Hof

Vielen von euch ist das Hofgut Gimbach sicherlich vor allem als Ausflugslokal mit einem tollen Spielplatz, Traktor zum Klettern, Pferden sowie Pferdekoppeln und Streuobstwiesen bekannt. Aber der Gimbacher Hof ist viel mehr. Er ist ein kirchengeschichtlich sehr wichtiger Ort in Kelkheim, vermutlich befand sich hier die erste Kirche auf dem Gebiet der heutigen Stadt Kelkheim.

Der Name Gimbach stammt von dem Wort „Gyn“, basierend auf dem Männernamen „Ginno“. Der Gynnenbach, der im Johannesborn etwa 400 m südlich vom Gimbacher Hof entspringt, wurde zum ersten Mal im Jahr 1287 schriftlich im Zusammenhang  mit einer Johanneskapelle erwähnt. Da 1868, also 600 Jahre später, an dieser Stelle der „Roteldisstein“, ein Grabstein aus dem 7. Jahrhundert gefunden wurde, vermutet man, dass sich dort bereits zur Zeit der Merowinger ein Kirchenbau mit einem Kirchhof befunden hat. Es handelte sich wahrscheinlich um eine frühmittelalterliche Taufkirche, die Johannes dem Täufer geweiht war.

Der Hof Gimbach gehört zum Kelkheimer Stadtteil Fischbach und hat eine jahrhundertealte Tradition. Er wurde erstmals 1488 als Anlieger des Staufenwaldes erwähnt. Seit mehr als 100 Jahren ist er nun im Besitz der Familie Pfeffer/Schiela. Die Großeltern der jetzigen Wirtin haben das Hofgut 1910 gepachtet und später gekauft. Margret Schiela, die heutige Wirtin und Besitzerin, führt den Hof und die Gaststätte seit 1990.

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Der Hof Gimbach war immer eng verbunden mit der Existenz einer Wallfahrtskapelle, die bis zu ihrem Abriss im Jahre 1830 in unmittelbarer Nähe stand. Seit 2010 steht auch genau fest, wo sich die Wallfahrtskirche am Gimbacher Hof genau befunden hat. Eine archäologische Ausgrabung hat dies belegt. Heute könnt ihr euch den Grundriss der beiden Gebäude im Garten des Gimbacher Hofs anschauen. Steinplatten zeigen euch die Umrisse, wo die Kapelle und das Wohnhaus des Kaplans gestanden haben.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum war die Johanneskapelle überhaupt eine Wallfahrtskapelle. Der Legende nach wurde das Gotteshaus zur Wallfahrtskirche, nachdem der Gimbacher Schäfer einen Baumstamm mit dem Bild der Dreifaltigkeit nach einem heftigen Unwetter im Bach treiben sah. Er zog ihn heraus und stellt ihn in der Kapelle auf. Der Mainzer Erzbischof Lothar Franz von Schönborn erwirkte im Jahr 1709 bei Papst Clemens XI. einen Ablass, der besagte, dass den Pilgern, die besonders am Tag des Dreifaltigkeitsfestes, also dem Sonntag nach Pfingsten, und an anderen Tagen die Gimbacher Kapelle besuchten, alle Sünden erlassen werden.

Als die Wallfahrtskapelle im Jahr 1830 abgerissen wurde, hat man das Wallfahrtsbild, das die Aufnahme Mariens in den Himmel durch die Heilige Dreifaltigkeit zeigt, in die Pfarrkirche nach Fischbach gebracht. Dorthin pilgern noch heute jedes Jahr die Wallfahrer aus Mainz-Kostheim und aus anderen Orten.

(Andreas Kerl, Rotary-Club Kelkheim / Fotos: Gimbacher Hof)